Die meisten Fallen und Schoten sind als doppelt geflochtene Tauwerke ausgeführt, d. h. mit einem Kern und einem geflochtenen Mantel. Der Zweck dieses Mantels ist es, den Kern vor allgemeiner Scheuerstelle, Abrieb und UV-Schäden zu schützen, aber auch Griffigkeit und Haltbarkeit der Leine auf Winschen und in Klemmen zu gewährleisten. Tauwerk wird in einer standardisierten Konstruktion hergestellt, doch eine Individualisierung ist relativ schnell, einfach und kostengünstig und eröffnet eine ganz neue Dimension bei der Optimierung deines laufenden Guts. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum, wann und wo du Techniken zum Abmanteln und Wiederummanteln einsetzen kannst, um deine Systeme für das laufende Gut zu verbessern.
Warum Tauwerk abmanteln?
Der Begriff „Abmanteln“ deiner Leinen bedeutet, den äußeren geflochtenen Mantel zu entfernen, um den Kern freizulegen. Neben der Gewichtsreduzierung macht das Entfernen des Mantels die Leine dünner, was die Reibung in deinen laufenden Leinen deutlich verringern kann, wenn sie durch Blöcke und Scheiben laufen. An den Enden verringert es außerdem das Volumen eines Spleißes, was wichtig sein kann, wenn eine Falle oder Schot straff bis in eine Scheibe gezogen wird.
Wann sollte man Tauwerk abmanteln?
Bevor du deine Leinen abmantelst, musst du sicherstellen, dass du das richtige Tauwerk dafür hast. Die meisten Standardleinen für Fahrtensegeln haben einen Polyesterkern und einen Polyestermantel. Bei dieser doppelt geflochtenen Konstruktion aus den gleichen Materialien ist der Mantel ein integraler Bestandteil der Gesamtbruchlast der Leine, daher ist es nicht empfehlenswert, den Mantel zu entfernen. Ein Polyesterkern ist außerdem weich und ohne den schützenden Mantel leicht zu beschädigen.
Die meisten performanceorientierten Leinen haben heutzutage einen Dyneema®-Kern mit Mänteln aus verschiedensten Spezialfasern, die je nach Anwendung den Grip oder das Handling verbessern. Bei diesen Leinen gibt es eine klare Trennung zwischen der Rolle des Kerns (Festigkeit) und des Mantels (Handhabungseigenschaften). Diese Leinen sind zum Abmanteln geeignet.

Wo abmanteln?
Schoten – Das Abmanteln der segelseitigen Enden von Fock- und Spinnakerschoten ist sehr üblich, da es das Gewicht in den Schoten reduziert, was bei leichtem Wind ein großer Vorteil ist. Es reduziert außerdem den Windwiderstand und verbessert die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der die Leinen bei Wenden und Halsen durch das System laufen.
Fallen werden am häufigsten zwischen der Scheibe oben im Rigg und dem Fallenaustritt unten am Mast (in Vollhoch-Position) abgemantelt. Das dient in erster Linie der Gewichtsersparnis. Wenn du mehr als das abmantelst, machst du dir keinen Freund aus deinem Mastmann, der beim Durchholen der Falle vom Mast her am Ende des Mantels ins Leere greifen würde!
Als Faustregel gilt: Mantle keine Bereiche ab, die per Hand gezogen werden, um eine Winsch laufen oder in einer Klemme oder einem Stopper sitzen.
Die Nachteile managen
Der Kompromiss beim Abmanteln besteht darin, dass du den Kern der Leine potenzieller Scheuerstelle und UV aussetzt. Eine Performance-Lösung dafür kann sein, den abgemantelten Kern tatsächlich mit einem dünnen Dyneema®-Mantel „wieder zu ummanteln“. Es klingt vielleicht verrückt, einen Mantel abzuziehen und einen anderen wieder aufzubringen, aber das ist eine sehr gängige Praxis. Ein reiner Dyneema®-Mantel bietet hervorragende Scheuerfestigkeit, geringe Reibung – und das bei einem Bruchteil des Gewichts des ursprünglichen Mantels.

Zum Beispiel kann am segelseitigen Ende einer Falle der Originalmantel vollständig entfernt werden – bis hinunter zum Fallenaustritt unten am Mast. Anschließend kann ein kurzes Stück (2 m) Dyneema®-Mantel ergänzt werden, um an der Scheibe vor Scheuerstelle zu schützen.
Bei Schoten und Geien ist es, nachdem der Originalmantel bis zu dem Punkt zurückgenommen wurde, an dem die Leine auf der Winsch arbeitet, oft ratsam, die gesamte freiliegende Länge wieder zu ummanteln.
Es ist erwähnenswert, dass einige Spezialleinen einen besonders robusten Kern haben – speziell für das Abmanteln ohne das Hinzufügen eines Dyneema®-Mantels. Ein Beispiel ist Gottifredi Maffioli Superswift, ein Favorit unter Performance-Jollenseglern. Hier kannst du mehr über die Superswift-Leine lesen.
Was ist mit dem ganzen „verschwendeten“ Mantel?
Jedes Tauwerk findet nach seiner ursprünglichen Einsatzzeit eine zweite Verwendung, und die abgezogenen Mantelstücke sind da keine Ausnahme. Lose Mantelstücke ohne Kern eignen sich mit einem einfachen Auge und einer Takling hervorragend als Segelbändsel. Die gleiche Konfiguration eignet sich übrigens auch hervorragend als Hundeleine!
Zusammenfassung zu Tauwerk
Moderne Performance-Leinen beziehen ihre Festigkeit aus dem Kern, und die Mäntel werden immer technischer, sind aber vor allem auf Leistung auf Winschen und in Stoppern ausgelegt – Bereiche, die nur einen relativ kleinen Anteil der gesamten Leinenlänge ausmachen. Daher bieten Abmanteln und Wiederummanteln mit dünnen Dyneema®-Mänteln erhebliche Möglichkeiten zur Optimierung deines Laufendes-Gut-Pakets.
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Abmanteln und Wiederummanteln von Tauwerk – wann, wo und warum?