Ein gutes Set Sturmsegel kann im Starkwind wie eine Jokerkarte sein, wenn man in schweres Wetter gerät. Für Offshore-Passagen – ob Fahrten- oder Regattasegeln – unverzichtbar und für die meisten Fahrtensegler ein sinnvolles Sicherheitselement.
Was sind Sturmsegel?
Ein typisches Set besteht aus zwei Heavy-Duty-Segeln aus einem robusten gewebten Tuch wie z. B. Dacron: einer Sturmfock und einem Trysegel fürs Groß. Diese sind häufig in leuchtenden Farben gehalten, um die Sichtbarkeit zu erhöhen – was in einer Search-and-Rescue-(SAR)-Situation entscheidend sein kann.
Sturmfock

©RORC/Rick Tomlinson
Eine Sturmfock ist die kleinste Vorsegelgröße an Bord und gehört oft nicht zum normalen Segelinventar, wobei sich einige Boote für eine Nummer-4-Fock entscheiden, die die Anforderungen an eine Sturmfock erfüllt.
Eine Sturmfock sollte an einem geeigneten Vorstag gesetzt werden, idealerweise achtern des primären Vorstags. Dadurch wandert der Druckpunkt nach achtern, Richtung Bootsmitte, was hilft, das Ruder ausgewogen zu halten.
Einige Sturmfocken verfügen über ein strukturelles Liektau oder Drahtvorliek und müssen daher nicht an einem vorhandenen Stag angeschlagen werden.
Wo ein Innenstag nicht möglich ist, kann eine Sturmfock am primären Vorstag gesetzt werden. Die Anschlagmethode sollte unabhängig von einer verwendeten Vorstag-Rollanlage / Liek-Nut sein. Wenn z. B. die normalen Focken in einem TuffLuff- oder Harken-Profil gesetzt werden, sollten die Sturmfocken über Soft-Hanks verfügen, die groß genug sind, um das Vorstag – mit oder ohne Profil – zu umgreifen.
Yachten mit Stagreitersegeln können einfach Standard-Stagreiter verwenden, um die Sturmfock genauso anzuschlagen wie die Standardfocken / Genua.
Für Fahrtenboote mit Rollgenua gibt es die Option, eine Sturmfock mit einer zusätzlichen Manschette über der eingerollten Genua zu setzen. Eine Dacron-Manschette wird um das eingerollte Segel geführt, wobei die Sturmfock an der achteren Kante befestigt ist.

Bild©Oleu Watersports GmbH
Eine Sturmfock ist typischerweise hochgeschothornt und kann entweder über denselben Schotpunkt wie die Genua oder über einen zusätzlichen, außen am Süll/Schanzkleid liegenden Schotpunkt an der Reling geschotet werden.
Trysegel (Sturm-Trysegel)

Picture2Image Copyright: Carlo Borlenghi/ROLEX
Ein Sturm-Trysegel (oder Tri-Sail) ersetzt das Großsegel bei extremen bzw. schweren Wetterbedingungen, wenn selbst ein komplett gerefftes Groß noch zu viel Segelfläche bietet. Manche Eigner entscheiden sich für ein Großsegel mit einem tiefen 3. Reff, um bei wechselnden Bedingungen leichter Segelfläche zu reduzieren bzw. zu vergrößern. Doch selbst ein tief gerefftes Groß kann unter den extremsten Bedingungen ein Trysegel nicht ersetzen.
Ein Trysegel wird ebenfalls am Mast hochgezogen, muss aber unabhängig vom Großsegel gesetzt werden. Bei Booten mit Rutschern / Wagen am Groß ist eine der beliebtesten Optionen, eine zweite Mastschiene parallel zur primären Schiene bzw. Nut zu montieren, sodass das Trysegel gesetzt werden kann, ohne die Wagen / Rutscher des Großsegels zu entfernen. Bei Großsegel-Systemen mit Liektau kann das Trysegel in derselben Liek-Nut gesetzt werden. Weitere Methoden existieren, einschließlich einfacher Klettbänder, um das Tri-Sail am Mast zu befestigen.
Ein Sturm-Trysegel wird nicht am Baum angeschlagen, sondern direkt auf einen achterlichen Block geschotet.
Dimensionierung von Sturmsegeln

Image Copyright- World Sailing©World Sailing
Die World Sailing Offshore Special Regulations (OSR) regeln die Anforderungen für Boote, die an anerkannten Offshore-Regatten teilnehmen – einschließlich der mitzuführenden Sturmsegel. Auch wenn es für Fahrtenboote keine entsprechende Vorschrift gibt, basieren die in den OSR bereitgestellten Informationen auf Best Practice und werden mindestens alle 2 Jahre aktualisiert, um den neuesten Kenntnisstand zur Offshore-Sicherheit widerzuspiegeln – einschließlich Erkenntnissen aus Vorfällen auf See.
OSR 4.27 Storm & Heavy Weather Sail Specifications enthält die Anforderung an „hoch sichtbare“ Farben sowie die Möglichkeit, eine Fock „unabhängig von einer Liek-Nut“ zu setzen. Die maximalen Segelflächen sind außerdem wie folgt festgelegt, was auch für Nicht-Regattasegler eine hilfreiche Orientierung sein kann:
Sturmfock
- Fläche von 13,5% der Vorstaghöhe (Vortriangelhöhe) zum Quadrat
- Für Kat.-2-Regatten reduziert sich dies auf eine Fläche von 5% der Vortriangelhöhe zum Quadrat, mit einer maximalen Vorlieklänge von 65% der Vortriangelhöhe
Beispielsweise bei einer typischen 35-ft-Yacht mit 14 m Vortriangelhöhe: Max. Sturmfockfläche = (5/100)*196 = 9,8 m2
Sturm-Trysegel
- Fläche nicht größer als 17,5% Großfall (P) x Großbaumlänge/Unterlieklänge (E)
- Für Segel, die nach 2011 gefertigt wurden: Die Sturm-Trysegel-Fläche berechnet als (0,5 x Achterlieklänge x kürzester Abstand zwischen Hals-/Tackpunkt und Achterliek)
Zusammenfassung zu Sturmsegeln
Sturmsegel können für das Überstehen von schwerem Wetter von unschätzbarem Wert sein – und bei dem minimalen Zusatzgewicht bzw. Stauraumbedarf ist es eigentlich ein Selbstläufer, sie an Bord zu haben. Das genaue Rigg-Setup sollte sorgfältig geplant werden, damit es so einfach und robust wie möglich ist. Wie bei jeder Sicherheitsausrüstung ist es absolut essenziell, sich damit vertraut zu machen, wie man Sturmsegel setzt – bevor man zu einer längeren Passage ausläuft, auf der sie benötigt werden könnten. Die OSR definieren die Regeln für Regattasegler, liefern aber auch hilfreiche Hinweise und Best Practices für Fahrtensegler.
Wenn Sie Fragen zu Sturmsegeln haben, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an [email protected], oder klicken Sie auf den Link unten, um unser gesamtes Sortiment zu sehen:
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