Die Vendée Globe 2024–2025 hat erneut die extremen Anforderungen an Seglerinnen und Segler ebenso wie an ihr Material aufgezeigt. Diese Ausgabe stellte nicht nur die menschliche Ausdauer in den Fokus, sondern war auch ein Härtetest zur Erprobung und Weiterentwicklung von Decksbeschlägen. Mit den kontinuierlichen Fortschritten in Yachtdesign, Segeltechnologie und Foil-Entwicklung steigen die Lasten auf Decksbeschläge deutlich an und erfordern robustere sowie technisch ausgereiftere Lösungen. Aus den Erkenntnissen des Rennens – insbesondere durch die Beteiligung von Karver Systems – lassen sich zentrale Lehren und Trends ableiten, die die Zukunft der Decksbeschlag-Entwicklung prägen.
Steigende Lasten und Materialanforderungen
Neue IMOCA-Yachten sind mittlerweile mit Lastsensoren ausgestattet, die ein präziseres Bild der realen Kräfte liefern, die auf Decksbeschläge wirken. Die Daten dieser Sensoren bestätigen, dass Spitzenlasten heute die Arbeitslast (Working Load) von Hochleistungsprodukten nur noch selten überschreiten. Wären jedoch Boote älterer Generationen mit denselben Sensoren ausgerüstet gewesen, hätten sie vermutlich nur 50% bis 75% der heutigen Lasten aufgezeichnet. Das deutet darauf hin, dass die durchschnittlichen Arbeitslasten in den letzten zehn Jahren um 25–50% gestiegen sind – mit deutlich höherer Belastung für Komponenten wie Klemmen (Jammer/Clutches), Furler, Winschen und Deckblöcke.
So müssen moderne Rollanlagen beispielsweise Vorliekslasten (Tack Loads) von über 10 Tonnen aushalten – im Vergleich zu 6–7 Tonnen bei älteren Konstruktionen. Ebenso erleben Achterstag- und Großschot-Klemmen, die in früheren Ausgaben des Rennens vielleicht maximale Lasten von 5–6 Tonnen sahen, heute in dynamischen Bedingungen häufig 7–9 Tonnen. Das erfordert Verbesserungen bei Materialwahl, Lastverteilung und Schließ-/Greifmechanik.
Durchschnittsgeschwindigkeiten und ihr Einfluss auf Decksbeschläge
Parallel zu den steigenden Lasten hat sich die Gesamtperformance der IMOCA-Yachten dramatisch verbessert. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind im Vergleich zu vor zehn Jahren um 20–25% gestiegen; dauerhaft gefahrene 25 Knoten werden zunehmend häufiger. Dieser Zuwachs, der maßgeblich durch Foils der zweiten Generation getrieben wird, bedeutet, dass Beschläge deutlich höheren dynamischen Lasten und Stoßkräften ausgesetzt sind. Das Zusammenspiel zwischen Foils und Rigg stellt zusätzliche Anforderungen an Ausrüstung wie Wanten/Stage, Rollanlagen und Leinenführungssysteme, die nun plötzliche Lastwechsel und extreme Ermüdungszyklen aushalten müssen.
Rollsysteme müssen dabei nicht nur höhere Lasten managen, sondern auch unter deutlich höheren Beschleunigungskräften zuverlässig funktionieren, wenn Yachten mit 30+ Knoten von Wellen herunterkrachen. Die Weiterentwicklung der Hardware muss daher sowohl Festigkeit als auch Widerstandsfähigkeit priorisieren – bei gleichzeitig minimaler Reibung für effizientes Handling.
Entwicklung von Leinenmanagement und Klemmen
Infolge der höheren Lasten mussten sich Leinenführungssysteme weiterentwickeln. Hochlast-Klemmen, insbesondere für laufende Achterstage, Foil-Bedienleinen und Vorlieks-/Tack-Leinen, sollen heute bis zu 10 Tonnen halten und sich dennoch unter Extremspannung sauber lösen lassen. Das ist eine kritische Anforderung für Sicherheit und Performance, da diese Leinen bei hoher Geschwindigkeit oft dynamisch gefiert werden müssen.
Die Entwicklung von arretierbaren Headboard Cars (Locking Headboard Cars) ist ein weiteres Innovationsfeld. Früher dienten diese Systeme vor allem dazu, das Durchrutschen des Großsegels beim Reffen zu verhindern. Heute müssen sie deutlich höhere Falllasten aufnehmen und außerdem wiederholte Zyklen des Ein- und Ausrastens unter Last bewältigen – insbesondere bei Seegang, der zu unregelmäßigen Schocklasten im Rigg führt.
Die Rolle von Tests unter Realbedingungen
Labor-Simulationen und kontrollierte Testumgebungen liefern wertvolle Erkenntnisse, doch die Leistung unter Realbedingungen bleibt der ultimative Maßstab. Die Vendée Globe ist ein kompromissloses Testfeld, in dem Produkte über drei Monate ununterbrochenes Segeln hinweg gnadenlos beansprucht werden. Ausfälle auf See zwingen Hersteller dazu, Konstruktionen zu verfeinern – sei es durch optimierte Lastverteilung, bessere Verriegelungs-/Greifmechanismen oder Fortschritte in der Materialwissenschaft.
So verschafften beispielsweise die externen Furling Locks von Karver Systems, die von mehreren Teams eingesetzt wurden, einen entscheidenden Vorteil beim Segelmanagement. Diese Locks reduzieren nicht nur Falllasten, sondern ermöglichen auch effizienteres Einrollen unter Spannung – eine zunehmend wichtige Voraussetzung angesichts der zusätzlichen Kräfte. Rückmeldungen aus dieser Ausgabe deuten jedoch darauf hin, dass in Umgebungen mit hohen Schocklasten weitere Optimierungen nötig sind, insbesondere dort, wo wiederholte Ein- und Ausrollzyklen die Hardware der Ermüdung aussetzen.
Wie geht es weiter? Die Zukunft von High-Performance-Decksbeschlägen
Mit Blick nach vorn zeigen die Erkenntnisse aus der Vendée Globe 2024–2025 mehrere zentrale Entwicklungslinien für Decksbeschläge:
- Fortschrittliche Materialien: Verbundwerkstoffe und hybride Metalllegierungen werden traditionelle Edelstahlkomponenten zunehmend ersetzen, Gewicht reduzieren und dabei bestehende Festigkeitsgrenzen halten oder übertreffen.
- Dynamische Lastaufnahme: Mit steigenden Spitzenlasten müssen Hersteller Hardware entwickeln, die kurzzeitige Kraftspitzen besser beherrscht – etwa durch elastomerbasierte Stoßdämpfung oder verfeinerte Eingriffsgeometrien.
- Effizienteres Leinenhandling: Geringere Reibung und verbessertes Lastmanagement bleiben Prioritäten, insbesondere da Leinen-Durchmesser sinken, um höhere Lasten ohne übermäßige Gewichtsnachteile zu kompensieren.
- Integrierte Sensortechnologie: Lastüberwachung wird immer verbreiteter, sodass Seglerinnen und Segler die Grenzen der Decksausrüstung in Echtzeit fundiert einschätzen können.
Die Vendée Globe bleibt der ultimative Prüfstand für Segel-Hardware und treibt kontinuierliche Innovationen im Streben nach Zuverlässigkeit, Effizienz und Performance voran. Die sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen des Offshore-Rennsports werden dafür sorgen, dass Hersteller von Decksbeschlägen an der Spitze von Material- und Designfortschritten bleiben und so die Zukunft des Hochleistungssegelns prägen.
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Lehren aus der Vendée Globe 2024–2025: Wachsende Anforderungen an Decksbeschläge im Hochleistungssegeln