Wir haben bereits in unserem Gastblog über die Vorteile eines Stagsegel-Setups berichtet: Gib deinem Törn mit einem Stagsegel den Turbo-Boost. Außerdem haben wir uns verschiedene Setup-Optionen angesehen, wie Rollanlage vs. Stagreiter hier: Doch wie sieht es mit der Masthardware aus? Für alle, die ein Stagsegel an einem Rigg nachrüsten möchten, das weder über eine vorhandene Stagsegel-Umlenkrolle (Sheave) noch über einen Anschlagpunkt (Tang) verfügt, ist das oft der Knackpunkt. In diesem Blog beleuchten wir einige mögliche Ansätze, wie man das angehen kann – vor allem in Bezug auf Aluminiumriggs.
Welche Masthardware brauchst du?
Die Art des Stagsegels, die du wählst, bestimmt, welche Masthardware benötigt wird.
Rollbares GS / SS
Ein rollbares Genua-Stagsegel oder ein Spinnaker-Stagsegel ist am einfachsten und benötigt nur ein einziges Fall. Ein typisches Genua-Stagsegel ist dafür ausgelegt, zusammen mit einer Fock oder einem Reachingsegel gefahren zu werden – und nicht als Sturmfock. Das bedeutet, die Lasten auf dem Fall sind relativ gering; beim Spinnaker-Stagsegel sind sie noch geringer.
Ein separates Stagsegel-Fall lässt sich mit jeder entsprechend dimensionierten Einfach-Scheibenkassette (single sheave box) realisieren.

Bildnachweis: Antal
Stagreiter-Stagsegel
Ein Stagsegel mit Stagreitern benötigt nicht nur ein Fall, sondern auch einen festen Anschlagpunkt für das Stag, der sich in kurzem Abstand oberhalb der Fallscheibe befinden sollte. Ein Dyneema-Stag ist mit Abstand die beste Option, weil es kosteneffizient ist und das Gewicht im Rigg minimiert. Außerdem schlägt ein Dyneema-Stag, wenn es zum Mast zurückgenommen wird (sofern mit der Option installiert, es am Fuß zu lösen), nicht so aggressiv gegen das Rigg wie Draht. Ein Dyneema-Stag benötigt lediglich eine einfache, abgerundete Öse, wie z. B. das Selden O-fitting.

Bildnachweis: Selden
Ein Drahtstag kann entweder mit einem klassischen Mastbeschlag (Tang) ergänzt werden, der über einen Toggle an einer gepressten Öse (swaged eye) angeschlossen wird, oder mit einem T-Hänger und einer Gegenplatte.


Bildnachweis: Allen Brothers
Den Mast modifizieren
Das Nachrüsten einer Scheibenkassette, eines T-Hängers, eines Tangs usw. bedeutet zwangsläufig, dass ein Ausschnitt in den Mast eingebracht werden muss – und genau hier gerät man oft ins Grübeln und diskutiert die strukturellen Auswirkungen. Wir sehen das regelmäßig nach folgendem Muster ablaufen:
Der Masthersteller wird um eine Einschätzung gebeten, lehnt aber ab, die Modifikation freizugeben. Dafür wären zusätzliche statische Berechnungen erforderlich – und außerdem hätte er keinerlei Kontrolle über die Qualität der Arbeiten, die ein lokaler Rigger ausführt.
Dann liegt es am Rigger, ob er den Auftrag ohne den Segen des Mastherstellers annimmt – auf Basis seiner eigenen Erfahrung.
Natürlich hängt es auch von der Herangehensweise des Eigners ab. Manche Eigner nehmen die Sache selbst in die Hand (und vielleicht sogar mit dem Winkelschleifer).
Ein großer Teil der maritimen Branche lebt von der Erfahrung und dem Know-how Einzelner. Ein Teil unserer Mission bei Upffront ist es, dieses Wissen zu sammeln und weiterzugeben, damit Bootseigner fundierte Entscheidungen treffen können. Aber in manchen Fällen – wie hier – gibt es einfach zu viele Variablen, um einen wirklich belastbaren Leitfaden zu erstellen. Sprich mit einem erfahrenen Rigger und schau dir andere Boote an, die eine ähnliche Modifikation umgesetzt haben.
Neben dem Ausschnitt im Rigg fügst du auch einen neuen Kraftvektor hinzu, sobald das Stagsegel belastet wird. Berücksichtige daher die Höhe des Anschlagpunkts und was das für die Rigspannung bedeutet. Zum Beispiel wird ein Oldschool-Mast mit in-line Salingen wahrscheinlich ein Checkstag benötigen, um ein Stagsegel auszubalancieren, während ein modernes Rigg mit 18–22 Grad Salingwinkel eher dafür ausgelegt ist, die Last aufzunehmen.
Genauso wichtig ist es, den Decksanschlag für das neue Stag sowie die Steifigkeit an dieser Stelle zu bewerten. Ist genügend Decksstruktur vorhanden oder muss verstärkt werden?
Eine weniger invasive Option bei der Masthardware
Eine alternative Option, die es wert ist, in Betracht gezogen zu werden, ist die Nutzung eines vorhandenen Falls. Viele Boote haben ein zweites Genua-Fall, das parallel zum primären Genua-Auslass oder knapp darunter aus dem Mast austritt. Dieses wird typischerweise sowohl als zweites Fockfall für Regatta-Vorsegelwechsel genutzt als auch als Toppnant für einen symmetrischen Spinnakerbaum. Die Austrittshöhe dieses Falls (‚I‘-Maß) ist für ein Spinnaker-Stagsegel, das in Kombination mit einem Spinnaker gefahren wird, in Ordnung – für ein Genua-Stagsegel jedoch zu hoch, da es nicht genug Separation bietet. Wenn jedoch weiter unten im Rigg in der passenden Höhe für ein GS eine einzelne Spectacle (Umlenkauge) montiert wird, kann dieses Fall außen am Rigg nach unten zur Spectacle geführt und umfunktioniert werden. Bei diesem Setup fügst du dem Mast nur 4 Nieten hinzu und musst keinen Schlitz ausschneiden. Ganz ohne Kompromisse ist das allerdings nicht: Was, wenn du auch die Option eines zweiten Genua-Falls brauchst? Mit einem Softschäkel oder einem Cowhitch am Fall kannst du den Schäkel entfernen und das Ende beim Regattieren wieder aus der Spectacle herausführen. Dafür muss allerdings jemand im Rigg bis zur Höhe der Spectacle hoch.

Zusammenfassung zur Masthardware
Hier ist eine kurze Checkliste für das Nachrüsten einer Stagsegel-Option am Mast:
- Bewerte die Art des Stagsegels, die du möchtest
- Das bestimmt die benötigten Beschläge
- Der schwierigste Punkt sind die strukturellen Auswirkungen eines neuen Stags
- Suche erfahrenen Rat und weitere Praxisbeispiele
- Statt eine Scheibenkassette einzubauen, erwäge die Nutzung eines vorhandenen Falls und montiere einfach weiter unten im Rigg eine Spectacle
Wenn du Fragen zur Masthardware hast, schreibe uns gerne eine E-Mail an [email protected], oder klicke auf den Link unten, um unser komplettes Sortiment zu sehen:
Ein Stagsegel nachrüsten? Masthardware-Optionen