Es gibt viele Kernmaterialien, die in der Tauwerkherstellung verwendet werden (z. B. Vectran®, PBO, Polypropylen, Hanf, Nylon usw.), aber der überwiegende Teil moderner Seile basiert auf einem Polyester- oder zunehmend auf einem Dyneema®-Kern. Hier erhalten Sie eine grundlegende Einführung in die Vorteile und Schwächen dieser beiden: Dyneema-Seil und Polyester-Seil.
Polyester-Seil
Polyester-Seil ist weit verbreitet, weil es Festigkeit, geringe Dehnung, Abriebfestigkeit, Langlebigkeit und einen moderaten Preis vereint. Polyesterfasern sind sehr fein (ca. 0,02 mm Durchmesser) mit einer Dichte von 1,38, was bedeutet, dass das Seil nicht schwimmt.
Im Gegensatz zu Nylon oder Polypropylen ist Polyester relativ steif, und eine mögliche Dehnung in der Faser wird normalerweise durch einen Thermofixierprozess während der Herstellung minimiert, was unter Last zu sehr geringer Kriechneigung führt. Zudem behält es seine Festigkeit im nassen Zustand – anders als Nylon. Polyester hat einen Schmelzpunkt von ca. 240 oC und eine ausgezeichnete UV- und Abriebfestigkeit; außerdem ist es nicht leitend.
Dyneema-Seil
Dyneema ist ein Markenname des Herstellers DSM für Ultra-High-Molecular-Weight-PolyEthylene (UHMWPE). Es besitzt sehr lange Molekülketten, die extrem fest sind – besonders nachdem sie durch Strecken ausgerichtet wurden. Die Moleküle sind „stromlinienförmig“, was chemische Wechselwirkungen verhindert und seine wasserabweisenden Eigenschaften, die glatte Haptik und die Beständigkeit gegen Chemikalien erklärt.
Dyneema-Seil hat eine Dichte von ca. 0,95. Daher schwimmt es, und seine Festigkeit wird durch Wasser nicht beeinträchtigt. Sein Schmelzpunkt liegt bei etwa 145 – 152˚C, was im Vergleich zu anderen Seilen ziemlich niedrig ist, und übermäßige Wärme hat einen spürbaren Einfluss auf die Langlebigkeit der Seileigenschaften. Eine weitere Schwäche war traditionell das Kriechen unter konstanter Last, aber die Hersteller erzielen hier mit jeder neuen Fasergeneration deutliche Fortschritte.
UHMWPE hat einen sehr niedrigen Reibungskoeffizienten und ist so „rutschig“ wie Teflon. Es ist zudem selbstschmierend, was geringe interfasrige Reibung bedeutet und dadurch ist die Faserermüdung sehr gering. Es funktioniert hervorragend um Ecken (anders als einige der Aramide und PBO) und besitzt eine ausgezeichnete UV-Beständigkeit.
Material | Vorteile | Nachteile |
Polyester | Ausgezeichnete UV-Beständigkeit Fest mit moderater Dehnung Gute Abriebfestigkeit Behält Festigkeit im nassen Zustand Gutes Handling Gute Chemikalienbeständigkeit Moderater Preis | Sinkt Relativ steif in der Handhabung |
Dyneema® | Sehr fest Geringe Wasseraufnahme UV-beständig Sehr chemikalienbeständig Ausgezeichnete Abriebfestigkeit Leicht und schwimmt Gute Flex- / Ermüdungsbeständigkeit Gut um Ecken | Rutschig und schwer zu knoten Niedriger Schmelzpunkt – Wärme kann ein Thema sein Kriecht unter konstanter Last Relativ teuer |
Dyneema-Seiltypen
Die Einführung von SK75 im Jahr 1996 führte zur breiten Akzeptanz von Dyneema-Seil in der Segelindustrie. Seine Nutzung ist jedoch nahezu verschwunden und wurde durch SK78 (2003) ersetzt, das die gleiche Festigkeit, aber eine 3-mal geringere Kriechneigung, eine längere Lebensdauer und eine bessere Ermüdungsbeständigkeit als SK75 bietet.

Quelle Gottifredi Maffioli: Vergleich der Kriecheigenschaften zwischen Dyneema-Seil SK75 und SK78 bei 25˚C und einer durchschnittlichen statischen Last von 25% der Bruchfestigkeit.
SK90 wurde 2009 eingeführt und bot zwar eine Festigkeitssteigerung gegenüber SK75/78 von ca. 10–15%, hatte jedoch die gleichen Kriecheigenschaften wie SK75(!) und wird nicht mehr breit eingesetzt.
DM20 (2012) wurde speziell für die langfristige Verankerung fester Installationen entwickelt, z. B. Ölplattformen. Das Kriechverhalten der Faser wurde dramatisch verbessert; tatsächlich zeigt DM20 praktisch kein Kriechen (0,5% über 25 Jahre).
Leider bestand der Kompromiss darin, dass sowohl Festigkeit als auch Steifigkeit niedriger waren als bei SK78, was die Eignung für den Freizeit-Wassersport begrenzte. Theoretisch würde null Kriechen es ideal für stehendes Gut (Wanten/Stage) machen, aber die geringere Festigkeit und Steifigkeit bedeuten, dass im Vergleich zu anderen Materialien (Draht, Rod, PBO oder Carbon) ein deutlich größerer Durchmesser nötig ist, um die gleiche Steifigkeit zu erreichen. Für Fallen und Schoten ist langfristiges Kriechen jedoch in der Praxis kein großes Problem, und daher bringt es für laufendes Gut keine echten Vorteile.
SK99 kam 2013 auf den Markt und ist das neueste Angebot von DSM Dyneema-Seil. SK99 ist 20% fester und 40% steifer als SK78, behält jedoch die gleichen Kriecheigenschaften.

Quelle Gottifredi Maffioli: Vergleichsdiagramm der elastischen Dehnung von Einfachgeflechten gleichen Durchmessers (10mm) aus unterschiedlichen Materialien.
Nach 20 Jahren Entwicklung und Fortschritt ist SK78 damit zum Standard der Marinebranche für Yacht-Tauwerk geworden, während SK99 sich einen wohlverdienten Ruf als ultimatives Performance-Kernmaterial erarbeitet hat.
SK-Kennzeichnung bei Dyneema-Seil
Warum sind all die verschiedenen Dyneema-Seiltypen mit „SK“ gekennzeichnet!?
Antwort: Das SK bezieht sich auf die beiden Haupterfinder der modernen Dyneema-Faser: Paul Smith und Rob Kirschbaum, die beide für DSM Dyneema in Holland gearbeitet haben.
DSK wird ebenfalls häufig verwendet, und das „D“ steht für Dyneema-Seil. DM20 hingegen war eine grundlegend andere Entwicklung von DSM, und sie nannten es Dyneema® Max (DM)20.
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Einführung in Dyneema-Seil bei modernen Segeltauen